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Zur Pfarrkirche Plasselb

DAS ÄUSSERE

Die geostete Kirche liegt im Dorfkern, leicht erhöht am Nordrand der Schwarzseestrasse. Sie ist vom Friedhof umrahmt und setzt sich aus Eingangs­turm, Schiff, eingezogenem Chor (mit gekappten Ostecken) und südseits an den Chor angesetzter zweigeschossiger Sakristei zusammen. Der Turm ist mit einem Spitzhelm, die übrigen Teile mit Satteldächern gedeckt. Die Befensterung von Schiff und Chor ist einheitlich und besteht aus grossen Stichbogenöffnungen mit kräftigen Karniesprofilen. Die Türgewände sind typisch spätbarock, die doppelflügeligen Eichentüren etwas jünger. Die Öffnungen der Sakristei und des Glockengeschosses sind klassizistisch bzw. neugotisch. Die Hausteinglieder sind aus Sandstein, die verputzten und hellgestrichenen Mauern bestehen aus Feldsteinen.

Bei Betreten der Kirche von Westen durch den Haupteingang gelangt man in die schmale, fensterlose und holzgedeckte Turmvorhalle und von dort in das helle weissgetünchte Kirchenschiff, dessen Korbtonne auf einem profilierten Kranzgesims mit Zahnschnitt ruht. Der Boden ist seit 1973 mit geschliffenem und gewachstem Sandstein be­deckt. Sechs grosse Segmentbogenfenster lassen viel Licht ins Innere dringen. Sie werden von profilierten Stuckrahmen mit Stuckkartuschen im Scheitel eingefasst. Nach Osten wird der Raum durch einen Sandsteintriumphbogen mit Kämpfern und einem volutenverzierten Schlussstein, der rückseitig «18+13» datiert ist, in den Chor weitergeführt. Im Feld der grossen Kartusche über dem Triumphbogen ist in Frakturschrift vermerkt: «Hier ist das Haus Gottes. Gen. cap. 38, v. 17.» An der zitierten Bibelstelle jedoch lesen wir: «…Ich sende dir ein Ziegenböckchen von der Herde. …» Dies könnte eine schalkhafte Anspielung auf die Leute von Plasselb sein, die von Ihren Nach­barn «Geissschwänzler» genannt werden. Hinter dem Triumphbogen liegt der um drei Stufen erhöhte, eingezogene und tonnengewölbte Chor, in welchen von rechts ein und von links zwei vollständig farbig verglaste Fenster nur wenig Licht eindringen lassen.

Zur Pfarrkirche

Kirche

Baugeschichtliches

 

Schriftliche Belege zum Bau sind selten, so dass vor allem Beobachtungen am Gebäude selber zur Erschliessung der Baugeschichte helfen müssen. Teile aufgehenden mittelalterlichen Mauerwerks könnten bei Chor und Schiff erhalten geblieben sein. Die heutige Kirche hat ein barockes Gesicht. Sie wurde 1972/73 innen und 1986 mit Hilfe von Bund und Kanton einer Gesamtrestaurierung unterzogen.

Das Schiff wurde wahrscheinlich nach der Errichtung der Pfarrei 1720 in der heutigen Grösse (samt Fensteröffnungen und Dachstuhl) errichtet. Das Dorf war damals, wie die Plasselber dem Bischof auflisteten, von 10 auf 6o Haushalte (d.h. von so auf 300 Personen) angewachsen, so dass sich eine Vergrösserung der Kirche aufdrängte. Ausserdem erhielt das Dorf am 5. Mai 1725 vom Freiburger Rat zwanzig Kronen und vier Sack Hafer «zur vorhabenden Verbesserung und Restauration ihrer baufälligen Kirchen». Die Weihe nahm Bischof Joseph Hubert de Boccard erst am 29. Juni 1749 vor (um Jahre, bisweilen mehr als ein Jahrzehnt verspätete Kirchweihen waren üblich). Wir dürfen annehmen, dass die Bauarbeiten spä­testens in den 1730er Jahren vorgenomen wurden.

Neue Bautätigkeit folgte im frühen 19 Jh. 1795 stiftete Martha Marty-Neuhaus 200 Kronen für die Chorerhöhung und den Choraltar. Damals erhielt der Chor, unter Verwendung älterer Längsmauern, seine heutige Höhe und Tiefe samt Dachstuhl und wahrscheinlich auch die Befensterung (im Anschluss an die Schiffenster). Nicht 1795, sondern zwanzig Jahre später; der Chorbogen ist 1813 datiert, und für den neuen, bis heute erhaltenen Hauptaltar wurde noch 1817/18 eine Restzahlung gemacht.

Der Turm wurde nachträglich an das Schiff angesetzt. Dies zeigen im Inneren Baunähte zur Kirche und ein Rundfenster mit Giebel, welches ursprünglich das Schiff auf Emporenhöhe belichtete, doch heute in den (finsteren) Turm führt. Das Fenster ist barock und besitzt dasselbe kräftige Karniesprofil wie die Schiffenster und muss gleichzeitig wie diese (2. Viertel 18. Jh.) entstanden sein. Da das Dorf erst 1796 zwei grosse Glocken gekauft hat – eine kleine ist seit dem 15. Jh., eine mittelgrosse im 17. Jh. belegt – können wir annehmen, dass Plasselb den heutigen Turm erst im Hinblick auf die Geläuteerweiterung gebaut hat. Der Zehntplan aus den 1770er Jahren zeigt effektiv nur einen Dachreiter auf dem Chor, eine Einrichtung, welche die Plazierung von zwei kleineren Glocken gestattete. Der Dachstuhl des Spitzhelms ist 1825 datiert, wurde damals erstmals mit Ziegeln eingedeckt und war zu diesem Zeitpunkt bedeutend niedriger. Nach dem Blitzschlag von 1884 wurden Teile beibehalten und der Helhm erheblich erhöht. Gleichzeitig muss das heutige Glockengeschoss mit seinen grossen Zwillingsfenstern gemauert worden sein; das westliche Fenster ist 1885 datiert. Die Türgewände in der Eingangshalle bestätigen den Turmanbau ebenfalls; das innere Gewände mit seiner schönen Profilierung ist zur Aussenansicht gedacht.

Plasselb besass im Spätmittelalter noch keine Sakristei, und die liturgischen Ge­genstände und Gewänder wurden (1453) in einer Truhe aufbewahrt, die wahr­scheinlich im Chor stand. Wann eine erste Sakristei errichtet wurde, ist ungeklärt. 1849 war sie «feucht und klein» und stand eine private Stiftung für einen Neubau in Aussicht. Dieser scheint kurz darauf erstellt worden zu sein. Er wurde 1898 von Baumeister Pittet aufgestockt und erhielt die heutige Befensterung.

Der seit 1453 erwähnte, rund um die Kir­che angelegte Friedhof scheint bis heute ohne Unterbruch benutzt worden zu sein. Die Stützmauer wurde 1912 unter leichter Verlegung zum Dorfplatz hin erneuert. Gleichzeitig wurden wahr­scheinlich die schmiedeisernen Tore er­richtet.

Baugeschichtliches

Ausstattung

Altäre

Der Hauptaltar im Chorscheitel erhielt während der Bauetappe um 1814 von Joseph Thierin aus Vuissens, Schreiner in Freiburg, ein barockes Retabel. Es ist aus Tannenholz, das in den Farbtönen ocker, grün und rot marmoriert und teilweise vergoldet ist. Das von unbekannter Hand Ende des 19. Jh. gemalte Hauptbild stellt die Immaculata dar: Maria, von Engeln umgeben und auf der Sphäre stehend, zertritt der Schlange den Kopf. Auf den seitlich angebrachten Volutenkonsolen stehen zwei polychrome Holzstatuen aus dem 18. Jh., welche die heiligen Bischöfe Theodul(?) und Ulrich (mit dem Fisch als Attribut) darstellen. Das Attikabild (wohl 1814) stellt die Steinigung des heiligen Stephan dar. Beidseitig stehen auf hohen Sockeln zwei kleine farbig gefas­ste Holzstatuen aus dem 18. Jh. (1896 angekauft), welche die heilige Barbara mit Kelch links und die heilige Katharina mit Schwert rechts darstellen.

Die beiden klassizistischen Seitenaltäre aus Holz an den seitlichen Stirnwänden des Schiffes sind in den Farbtönen schwarz, rot, beige, grün marmoriert und zum Teil vergoldet. Sie sind um 1840 anzusetzen. Der Rosenkranzaltar links zeigt im Hauptbild die thronende Muttergottes mit Jesuskind, welches Dominikus und Katharina von Siena den Rosenkranz reicht. Das in Öl auf Leinwand gemalte Bild trägt unten links die Signatur (J[oseph] Reichlen» (1846-1913) und ist 1893 beim Künstler gekauft worden. Das leicht beschnittene Attikabild (wohl 1814) stellt den heiligen Bischof Theodul im vollen Ornat dar, wie er eine Glocke, sein Attribut, segnet. Der Annenaltar rechts zeigt im Hauptbild die Belehrung Mariens durch ihre Mutter Anna und ist unten rechts im Bild signiert und datiert: «J[oseph] Amberg 1882». Dieser aus dem luzernischen Büron stammende Maler war zwischen 1863 und 1882 im Freiburgischen tätig. Das Attikabild (wohl 1814) stellt einen Schutzengel als Wegbegleiter eines Kindes dar.

Der Zelebrationsaltar ist eine lackierte Bronzearbeit, die Antoine Claraz (*1903) aus Freiburg 1975 ausgeführt hat.

 

Deckenmalereien

Fünf Deckenmalereien in Louis-XVI­Stuckrahmen zieren das Chorgewölbe. Das Hauptbild stellt die Dreifaltigkeit dar. Die vier Eckmedaillons geben die Evangelisten Matthäus mit Engel, Markus mit Löwe, Lukas mit Stier und Johannes mit Adler wieder. Auch im Schiffsgewölbe sind fünf Deckenbilder in Louis-XVI-Stuckrahmen angebracht. Das Hauptbild stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Die Gottesmutter entschwebt von Engeln begleitet auf einem Wolkenthron. Unter ihr erkennt man die Grabeshöhle und im Hintergrund die Stadt Jerusalem. In den vier Eckmedaillons sind die vier lateinischen Kirchenväter im Gehäuse dargestellt: die Heiligen Ambrosius, Hieronymus, Augustinus und Gregor der Grosse. Auf der Unterseite der Empore befindet sich ein weiteres Deckenbild in Form eines stuckgerahmten Tondos mit der Darstellung der Tempelreinigung im Stil der Neorenaissance. Dieses Bild ist wie die anderen Deckenmalereien in Öl auf Gips gemalt. Die beiden Hauptbilder in Chor und Schiff sind mit «P[aul] A[dolph] Neumann 1884» bezeichnet. Wahrscheinlich hat Neumann auch an den übrigen Deckenbildern gearbeitet. Das ungleiche Alter, das unterschiedliche künstlerische Niveau sowie der verschiedene Überarbeitungsgrad der Bilder durch Neumann bewirken die formale Uneinheitlichkeit des Bildprogramms.

 

Glasmalerei

Im Schiff befinden sich sechs Glasfenster mit ganzfigurigen Heiligengestalten von 1922, im Chor drei mit Szenen aus dem Leben Mariens von 1922-1923. Die Entwürfe schuf Jean-Edward de Castella (1881-1966), die Ausführung besorgte die Werkstatt Kitsch & Fleckner in Freiburg. Die Schiffenster stehen zwischen Jugendstil und modernen Tendenzen des ersten Jahrhundertviertels, die Chorfenster zeigen den flächigen Stil de Castellas der 1920er/30er Jahre. Die Plasselber Fenster gehören zu den schönsten Glasmalereien jener Zeit in den freiburgischen Landkirchen.

Die Wiederentdeckung der mittelalterlichen Glasmalerei im 19. Jh. hat zu Nachbildungen und Neuschöpfungen geführt. Dies auch im Kanton Freiburg, wo seit 1860 viele Kirchen in neugotischem Stil gebaut und ausgestattet worden sind. Sie haben das Terrain für die schöpferische Leistung der Freiburger Münsterfenster von Josef Mehoffer vorbereitet. Der junge Krakauer gewann 1894 im Wettbewerb den ersten Preis und schuf hierauf die bekannte Reihe hinreissend schöner Jugendstilfenster. Kurz nach 1900 kam, in Temperament und Stil Mehoffer nahe, auch erstmals ein einheimisches Talent zum Zug: Jean-Edward de Castella, aus altem Freiburger Patriziergeschlecht, in Australien geboren, doch in Freiburg, München und Paris ausgebildet. Unter Mehoffers Einfluss schuf de Castella 1904/05 grossfigurige Heiligenfester für Heitenried, etwas später in der Wallfahrtskirche Bürglen Figurengruppen und gestaffelte Kompositionen, die aussehen, als stammten die Entwürfe von Mehoffer.

In den Plasselber Schiffenstern hat de Castella vermutlich erstmals voll seinen eigenen Stil gefunden. Die Schönlinigkeit, die Silhouette des Jugendstils sind noch zu finden, treten aber zugunsten einer einfachen und klaren Komposition etwas in den Hintergrund. Die Farben wechseln zwischen Aquarellfrische und kräftigem Kolorit. Das sind neue Töne, vermutlich eine selbständige Verarbeitung der Fauves und der Expressionisten. Schwebende Gestalten und Blicke ins Leere fehlen, die gezeigte Frömmigkeit ist selbstbewusst und fordernd. Die Heiligen sind hier schöne Menschen, haben Körper, Seele, Spannkraft und Ausstrahlung, stehen unbeirrt vor ihren Feinden und tun ihr Werk ohne Sentimentalität.

Wie Auftrag und Programm entstanden sind, lässt sich nicht mehr feststellen. Seelsorger war damals Severin Lauper. Er scheint die treibende Kraft gewesen zu sein. Als Person ist Lauper kaum fassbar. «Er lebte still und zurückgezogen, von Natur aus war er ängstlich», stand in seinem Nachruf von 1951.

Lauper notierte in seinem Notizbuch nur Beiläufiges zur Entstehung der Fenster. Ab 1921 vermerkte er mögliche Bildmotive, durchwegs neutestamentliche Szenen und Symbole. Weshalb schliesslich eine Heiligenreihe entstanden ist, bleibt im Dunkeln. Martin war bis 1814 Kirchenpatron, Cäcilla ist Schutzherrin des Kirchenchors, Wendelin ein beliebter Bauernheiliger und Agnes, Katharina von Alexandrien und Christophorus sind alte Volksheilige. Auch die Wahl des Künstlers und die Gespräche in der Pfarrei werden nicht erwähnt. Dagegen sind Angaben über Plazierung und Preis zu finden: Am 13. November 1922 wurden die Fenster in Freiburg geholt, am 14. und 15. eingesetzt, am 19. kamen Jean de Castella und der Glasmaler Vinzenz Kitsch vorbei zum «Schauen», wie der Pfarrer vermerkte. Für die Fenster im Schiff brachten anonyme Spender 4500 Franken auf, auf den Chorfenstern sind die Stifternamen vermerkt, dafür entgeht uns der Preis.

Kirche

Ausstattung
Zum Dorf Plasselb

Zum Dorf Plasselb

Unser Dorf Plasselb liegt an der Strasse Freiburg-Plaffeien-Schwarzsee, zwischen Ärgera und Sense, just auf der Kante zwischen Mittelland und Voralpen. Die Leute lebten früher von der Viehwirtschaft, die in den unteren Lagen mit Ackerbau durchmischt war, und der Bewirtschaftung der grossen Wälder im Plasselbschlund und am Schwyberg. Heute arbeitet nur noch ein Drittel im Primärsektor. Die Gemeinde (siehe Abb.) ist gross (18 km2), das Dorf mit Kirche, Schule und Wirtshaus steht in einer zur Ärgera offenen Senke auf 850 m ü.M. Der Name plana silva (= ebener Wald) scheint von hier zu stammen. 1811 besass die Gemeinde 450 Einwohner, heute sind es rund 850.

Plasselb ist urkundlich seit dem 13. Jh. erwähnt, die Siedlung 1339 ausdrücklich als Dorf vermerkt. 1291 verkauften die Herren von Ecublens Plasselb an Wilhelm von Champvent, Bischof von Lausanne, der es bald weitergegeben hat. 1303 traten die Herren von Corbières das Dorf an die Velga und Englisberg ab, zwei einflussreiche Adelsfamilien der Region. Schliesslich kam Plasselb im Zusammenhang mit dem Kauf von Plaffeien 1486 an Freiburg. Fortan gehörte das Dorf zur Alten Landschaft, dem Untertanengebiet der Stadt.

Das Dorf Plasselb entwickelte relativ früh Gemeinsinn und eigene Verwaltungsstrukturen. Die älteste bekannte Gemeindeordnung ist von 1577. Als materiell wenig verwöhnte und deshalb für die Stadtherren uninteressante Region half sich das Dorf immer selber, nach dem Sprichwort «Hilf dir selbst, so hilft dir Gott». Die Dorfschaft errichtete die Pfarrei, samt Last für Kirche, Pfarrhaus und Pfarrer, später ebenso die Schule und das Wirtshaus. Schulunterricht ist seit den 1740er Jahren nachgewiesen, ein eigenes Schulhaus seit dem frühen 19. Jh. belegt. Es wurde 1881 und 1959/60 neu gebaut. Ein Wirtshaus hat die Regierung der Gemeinde 1872 gestattet. Der gleichzeitig erstellte Bau wurde 1977 ersetzt. Die Trennung von Gemeinde und Pfarrei erfolgte erst 1920.

Holzhäuser mit Schindeleindeckung waren üblich, prägten das Dorf. Noch zu Beginn des 19. Jh. war die Kirche im Dorf der einzige Steinbau. 1853-55 folgten ihr das Pfarrhaus und, um die Wende zum 20.Jh., weitere Häuser. Ein Gleiches galt für die Ziegel, wo wiederum die Kirche in den 1820er Jahren als erste einsetzte. Die Schwarzseestrasse diente vor dem Auto und dem Tourismus dem Vieh- und Holztransport, war bescheiden ausgebaut und wurde um 1950 asphaltiert.

Dorf

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